SZ vom 25.1.2007 [zurück]
Die Angst der Anwohner
Zwar soll der zweite S-Bahn-Tunnel unterirdisch gebohrt werden, doch Belästigungen wird es dennoch geben
Von Dominik Hutter
Sie lässt nicht locker: Kaum hatte der Stadtrat am Mittwoch seine grundsätzli­che Zustimmung zum Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke bekräftigt, erneu­erte die „Bürgerinitiative S-Bahn-Tun­nel Haidhausen" ihre Grundsatzkritik an dem Projekt. Eher zwei als die offi­ziell geschätzten 1,6 Milliarden Euro werde das Projekt wohl kosten, unkten die Kämpfer gegen das Bauloch - und da­mit sich das Ganze überhaupt finanzie­ren lasse, drohten höhere MW-Tarife und die baldige Abkehr von der verspro­chenen unterirdischen Bauweise.
So negativ hatten die Röhre bisher nicht einmal die Skeptiker im Stadtrat eingestuft. Zumal, das muss fairerweise gesagt werden, kein direkter Zusammen­hang besteht zwischen den von Bund und Freistaat zu begleichenden Investiti­onskosten und den Einnahmen des MW, die an die Verkehrsunternehmen zur De­ckung ihrer Betriebskosten fließen. Frag­lich ist auch, ob eine oberirdische Bau­weise tatsächlich billiger wäre. Die der­zeit favorisierte Maulwurfs-Methode gilt laut Freistaat und Bahn als einer der Gründe dafür, warum das Projekt inzwi-
schen günstiger kommt. Unstrittig ist al­lerdings, dass auch der Bau der nunmehr aktuellen Variante nicht spurlos an den Haidhausern vorübergehen wird. Nur
werden die Auswirkungen wesentlich verträglicher ausfallen als bei der Vor­gängerplanung, in der noch eine offene Baugrube in der Kirchenstraße und ein
kompliziertes Kreuzungsbauwerk am Haidenauplatz vorgesehen waren.
Die zwei heikelsten Stellen beim Bau der neuen Variante werden aller Voraus­sicht nach der Orleansplatz sowie das Areal zwischen Leuchtenbergring und Haidenauplatz sein. Bahn-Projektleiter Albert Scheller erwartet erhebliche Ein­griffe in die Platzfläche vor dem Ostbahn­hof, unter der neben der bestehenden U-Bahn-Station auch noch ein S-Bahn-Halt entstehen soll. Der neue Bahnhof wird in der sogenannten Schlitzwand-Deckelbauweise ausgehoben - was be­deutet, dass zunächst lärm- und staubin­tensiv eine Grube gebaggert werden muss, in die dann eine Betondecke einge­zogen wird. Unter deren Schutz kann, vergleichsweise anwohnerfreundlich, der Rest der Bauarbeiten stattfinden.
Westlich des Leuchtenbergrings wird sich, ebenso wie an der Donnersberger-brücke, eine Tunnelbohrmaschine in die Tiefe fräsen. Über den Startschacht soll auch der Aushub abtransportiert wer­den, bevorzugt auf der Schiene. Der Rest der Strecke entsteht bergmännisch - mit Ausnahme der von der U-Bahn bekann­ten Notausstiege, die unter anderem an Bordeaux- und Johannisplatz liegen.